Nur knapp über vier Prozent der Bezirksfläche ist begrünt. Der Rest ist zum Großteil versiegelt. Was bedeutet das?
Gemeinsam mit der dichten Verbauung haben die versiegelten Flächen eine negative Auswirkung auf das städtische Mikroklima.
Der stärkere Wärmefluss durch den Verkehr und die baulichen Strukturen führt zu einem Wärmeinsel-Effekt. Die Abkühlungsprozesse im versiegelten Bereich werden massiv vernachlässigt. Dazu kommt, dass die Abführung von schweren Regenfällen intensiv beeinträchtigt wird.
Asphalt, Beton, Pflaster, etc. sind undurchlässige Schichten. Wird der offene Boden so überdeckt, spricht man von Versiegelung.
Natürliche Effekte wie Versickerung, Verdunstung, Gasaustausch oder biotische Prozesse werden verhindert.
Ein dicht besiedeltes Gebiet profitiert auf vielfältige Weise davon, wenn weniger Flächen vollständig versiegelt sind.
1.) Entsiegelte Flächen nehmen nicht nur Regenwasser auf, sondern können ebenfalls mehr Feuchtigkeit durch Verdunstung an die Umgebung abgeben. Das sorgt für einen Kühleffekt, mit dem sich Wärmeinseln, Hitzestress und trockene Luft vermeiden lassen. Diese Wirkung wird noch verstärkt, da sich nicht versiegelte und begrünte Flächen sehr viel weniger aufheizen als Oberflächen aus Asphalt, Beton oder Pflaster. Anstelle von Wärmeinseln können sogenannte Klimainseln in den Städten geschaffen werden, die für Abkühlung und mehr Aufenthaltsqualität sorgen.
2.) Ein wesentlicher Faktor für Klimaresilienz und Lebensqualität in den Städten ist das Stadtgrün. In stark versiegelten Umgebungen können Bäume und andere Begrünung ihre positive Wirkung aber nur eingeschränkt entfalten, zudem sorgt das zu warme Stadtklima für eine vorzeitige Alterung. Entsiegelte Flächen, vor allem im Bereich der Baumscheiben, bieten Stadtbäumen sehr viel bessere Lebensbedingungen – und verringern für die Kommunen gleichzeitig den Aufwand für die Bewässerung in den warmen Monaten des Jahres.
3.) Durch einen hohen effektiven Versiegelungsgrad gelangt nur ein Bruchteil des Regenwassers wieder zurück in den natürlichen Wasserkreislauf und fehlt damit dem Grundwasser – und somit vielerorts für die Bereitstellung von Trinkwasser. Berlin etwa gewinnt rund ein Drittel des Trinkwassers für die Stadt aus Grundwasserbeständen. Wenn Regenwasser besser versickern kann, sichert das auch die Trinkwasserversorgung.
4.) Starkregenereignisse stellen die städtische Kanalisation vor große Herausforderungen. In besonders heftigen Fällen kann es zu Überlastungen von Kanalsystemen, Pump- und Klärwerken kommen, die die Wassermassen nicht schnell genug abführen können. Überflutete Straßen und Keller sind dann oft die Folge. Zudem kann aus innerstädtischen Mischwasserkanalisationen Schmutzwasser in andere Gewässer gelangen. Wenn ausreichend Flächen entsiegelt werden, können die Böden mehr Regenwasser aufnehmen und die Kanalisation dadurch entlasten. Hier lassen sich Kosten für Instandsetzungen nach Starkregenereignissen durch Investitionen in funktionierende Böden vermeiden.
5.) Entsiegelungen bedeuten nicht nur mehr Qualität für den Boden: Sie erhöhen in vielerlei Hinsicht die Qualität. Ist der vormals versiegelte Boden wieder aufgebaut, kann er Schadstoffe filtern, CO2 speichern und Pflanzen und Tieren bessere Lebensbedingungen bieten. Das fördert die biologische Vielfalt und trägt zusätzlich dazu bei, dass Mikroorganismen und Pflanzen die Bodenqualität weiter verbessern.
Neben Flora und Fauna kommen die entsiegelten Flächen zudem den Menschen zugute. Da selbst Teilentsiegelungen Möglichkeiten für Begrünungen und attraktive Umgestaltungen eröffnen, gewinnen die urbanen Räume im Zuge von Entsiegelungsmaßnahmen an Freiraum- und Aufenthaltsqualität.
Quelle: https://abes-online.com/publikationen/fachbeitraege/wie-funktioniert-entsiegelung-in-urbanen-raeumen/
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